Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Rückblick Hochtourentage Berner Alpen
#1
Untenstehender Artikel wurde in der Schwäbischen Zeitung veröffentlicht:

Alpinisten besteigen das Hintere Fiescherhorn

Vier Hochtourentage in den Berner Alpen

Im Rahmen des Hochtourenprogramms des Jahres 2019 der Sektion Bad Saulgau des Deutschen Alpenvereins (DAV) bestiegen zehn Alpinisten der Sektion das 4025 Meter hohe Hintere Fiescherhorn in einer gewaltigen Gletscherwelt mit ihrer ganzen wilden Schönheit. Die Führungstour wurde durch den lizenzierten Fachübungsleiter des DAV für Alpinklettern, Wolfgang Buck, geleitet. Am ersten Tag ging`s nach über vierstündiger Fahrt ins Berner Oberland vom Ausgangspunkt Oberaarsee auf 2160 Metern beim Grimselpass in weiteren vier Stunden auf die 3258 Meter hohe Oberaarjochhütte mit Steigeisen über den Oberaargletscher. Die abgelegene, spektakuläre Gebirgsunterkunft des Schweizerischen Alpinclubs SAC hängt wie geklebt 100 Meter über dem Abgrund am Fels. Der Zustieg erfolgt über Leitern und Blockkletterei, da durch die Schmelze in den vergangenen Jahren der Gletscher in dieser Höhe an Mächtigkeit verlor. Der geplante sofortige Aufstieg zur Akklimatisierung auf das 3629 Meter hohe Oberaarhorn wurde jäh durch ein Gewitter abgebrochen. Am nächsten Tag erfolgte in der Frühe erfolgreich die Gipfelbesteigung um die im Nahbereich stehenden Viertausender Finsteraarhorn, Schreckhorn, Lauteraarhorn, Großes Wannenhorn und Fiescherhorn zu bestaunen. Im Süden präsentierten sich die Walliser mit Mischabelgruppe, Matterhorn und Weisshorn. Zurück zum Oberaargletscher ging es über den Studer- und Galmigletscher auf den zweitgrößten Alpengletscher neben dem Großen Aletsch, auf den Fieschergletscher, der mit seinem Labyrinth aus Spalten mehr als abenteuerlich ist, weiter bis zur Finsteraarhornhütte, der zweiten Unterkunftshütte als Stützpunkt für die Besteigung von Viertausendern. Am dritten Tag wurde das Hintere Fiescherhorn mit 4025 Meter und 9 Stunden Gehzeit bestiegen. Der spaltenreiche Gletscheraufstieg mit steilem Gipfelhang verlangte eine sichere Steigeisengehtechnik in Fünferseilschaften. Die Spaltenquerung auf Schneebrücken erforderte volle Konzentration mit Nervenkitzel, um einen Spaltensturz in ein tiefes dunkles Loch zu vermeiden. An der Schutzhütte angelangt meinte der Hüttenwirt, dass wir die erste Seilschaft in diesem Jahr auf diesem Gipfel waren, der eigentlich wegen den großen Spalten nicht mehr bestiegen wird. Er hätte es schon vorher sagen können und uns wäre einiges erspart geblieben. Für den vierten Tag war das eigentliche Ziel, die Besteigung des  Finsteraarhorns mit 4274 Meter geplant. Nachdem eine Viererseilschaft am Vortag im tiefen hüfthohen weichen Firn aufgrund der Klimaerwärmung und den breiten Spalten scheiterte und der Hüttenwirt wiederum meinte, „da war noch niemand oben“, wurde aus Sicherheitsgründen kurzfristig das Ziel aufgegeben und der achtstündige Gletscherrückweg angetreten. Eine richtige Entscheidung. Wegen der Erderwärmung gefriert der Firn nachts nicht mehr und macht eine sichere Spaltenquerung unmöglich. Eine strapaziöse, erlebnisreiche Hochtour mit nervenaufreibenden hunderten von Spaltenübergängen forderte den ganzen Bergsteiger, der trotzdem sein Bergglück fand.

[Bild: fiescherhorn2019-07.jpg]
Die Sektions-Alpinisten auf dem Hinteren Fiescherhorn
Bild: Sektion Bad Saulgau
 
Support erfolgt im Forum, nicht per PN oder Mail.
Let's go - climb a rock!
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste